Die Geschichte der Europäischen Union, verstanden als der historische Integrationsprozess, der nach dem Zweiten Weltkrieg einsetzte, ist seit einigen Jahren auch Stoff der Zeitgeschichte und somit Teil des Geschichtsunterrichtes. Durch das historische Wenden dieses thematischen Bereiches stellt sich die Frage, wie die Geschichte der Europäischen Union in den Geschichtslehrwerken der Sekundarstufe I Eingang fand. Eine De-Konstruktion (im Sinn der Geschichtsdidaktik) der entsprechenden Schulbuchkapitel anhand von fünf Werken pro Land (Deutschland, Polen, Österreich) und der Austausch darüber ermöglicht es, die nationalstaatlichen Perspektiven durch Blicke von außen zu ergänzen, zu brechen und dadurch sensibler für etwaige „Sondererzählungen" zu werden. Gleichzeitig bietet die Auswahl der Länder drei verschiedene Beispiele für die Identifikation mit der EU, was sich aus den unterschiedlichen Beitrittsphasen ergibt.
Das Ziel des Projektes besteht nicht nur in einer Outputorientierung (Feststellen von „invented traditions" im Bereich der Geschichtserzählungen, von ausgewogenen Interpretationen, Mängeln oder Einseitigkeiten etc., um einen Leitfaden für den Umgang mit der Geschichte der EU in der Schulpraxis zu gestalten), sondern auch in der Kompetenzförderung der jungen HistorikerInnen (Studierende) im Umgang mit Kommunikationsstrukturen/ -kulturen in modernen Wissenschaftssystemen (Vernetzungen, Wissenschaftsorganisation). Die Studierenden werden dabei von den universitären Projekttutoren unterstützt und betreut, um bestehende Strukturen nutzen zu können.
Projektleitung: Christoph Kühberger/ Dirk Mellies
Laufzeit: 2006-2009
Ergebnisse:
Kühberger, Christoph: Räume in Geschichtsschulbüchern - Annäherungen an Europa. In: Zwischen Region, Nation und Europa: Landesgeschichte in europäischer Perspektive. Hg. v. S. Hirbodian/Ch. Jörg/T. Wegner. Ostfildern 2022, 133-148.
Christoph Kühberger/ Dirk Mellies (Hg.): Inventing the EU. Zur De-Konstruktion von „fertigen Geschichten" über die EU in deutschen, polnischen und österreichischen Schulgeschichtsbüchern. Schwalbach/ Ts. (Wochenschauverlag) 2009.
Kühberger, Christoph: Die Geschichte der Europäischen Union in Schulgeschichtsbüchern. Reflexionen zur normativen Triftigkeit anhand von deutschen, polnischen und österreichischen Beispielen. In:
Europäische Geschichtskultur - Europäische Geschichtspolitik. Vom Erfinden, Entdecken, Erarbeiten der Bedeutung von Erinnerung für das Verständnis und Selbstverständnis Europas. Hg. v. Ch.
Kühberger/ C. Sedmak. Innsbruck - Wien 2009. S. 43-159.
Kühberger, Christoph: Inventing the EU: Problemstellung, Kontexte und Wege. In: Inventing the EU. Zur De-Konstruktion von „fertigen Geschichten" über die EU in deutschen, polnischen und
österreichischen Schulgeschichtsbüchern. Hg. v. Ch.
Kühberger/ D. Mellies. Schwalbach/ Ts. (Wochenschauverlag) 2009. S. 8-17.
Kühberger, Christoph/ Windischbauer, Elfriede: Schulgeschichtsbücher in Österreich. In: Inventing the EU. Zur De-Konstruktion von „fertigen Geschichten" über die EU in deutschen, polnischen und
österreichischen Schulgeschichtsbüchern. Hg. v. Ch. Kühberger/ D. Mellies. Schwalbach/ Ts. (Wochenschauverlag) 2009. S. 18-29.
Kühberger, Christoph: Normative Triftigkeit von historischen Narrationen. Annäherungen über das Medium Schulgeschichtsbuch. In: Inventing the EU. Zur De-Konstruktion von „fertigen Geschichten"
über die EU in deutschen, polnischen und österreichischen Schulgeschichtsbüchern. Hg. v. Ch. Kühberger/ D. Mellies. Schwalbach/ Ts. (Wochenschauverlag) 2009. S. 154-173.
Mellies, Dirk/ Migdalski, Paweł/ Kühberger, Christoph et al.: Empfehlungen zum Umgang mit Geschichte anhand von Schulbuchkapiteln zur Geschichte der Europäischen Union. In: Inventing the EU. Zur
De-Konstruktion von „fertigen Geschichten" über die EU in deutschen, polnischen und österreichischen Schulgeschichtsbüchern. Hg. v. Ch. Kühberger/ D. Mellies. Schwalbach/ Ts. (Wochenschauverlag)
2009. S. 201-208.
Kühberger, Christoph: Invented Europe. Zur Instrumentalisierung der europäischen Geschichte im Geschichtsunterricht. In: Österreichische Zeitschrift für Geschichtswissenschaft 17/2006/1. S.
150-168.